Ausgerichtet von Mina
Stachelgarten
Das alte Boot durchquert den Fluss,
der Schiffersmann am Ruder sitzt,
entspannt kaut er auf einer Nuss,
erinnert sich und grinst verschmitzt.
Die gefangenen Fische alle groß,
in Gedanken rechnet er sich aus,
sie bringen ihm gar üppig Moos,
verkauft sie dann, wenn er Zuhaus.
Doch nun geht es recht hurtig heim,
durchquert gekonnt den langen Fluss,
wünscht sich so mög es immer sein,
erhofft von seiner Liebe einen Kuss.
Andreas Kilgus
„Guten Tag, ich bin’s wieder. Dieses Mal rufe ich aber wegen etwas anderem an. Den Motor des Boots habe ich zwischenzeitlich gestartet bekommen, es hat wirklich genau so funktioniert, wie Sie es beschrieben hatten. Vielen Dank nochmal! Allerdings habe ich trotz intensiver Suche die Bremse noch nicht gefunden. Da es nun schon eine ganze Weile her ist, dass ich den Kölner Dom noch sehen konnte: Haben Sie vielleicht auch hier einen Tipp für mich?”
Herr Kreidl
«Der Fischer»
Herr Kreidl stand am Ufer – der Strom floss still wie ein Gespräch, das Zeit braucht. Ein langes Boot zog eine Linie, mit Anfang aber ohne Ende.
„Was fangen sie?“ rief Herr Kreidl.
Der Fischer, weder jung noch alt, antwortete nicht sofort, sondern zog eine Schnur ein, an deren Ende ein Gedanke hing:
„Heute: Zweifel.
Gestern: Hoffnung.
Morgen: Erinnerung.“
Herr Kreidl setzte sich, und der Strom begann, die Gedanken zu spiegeln.
Easydor
👑
Auf dem Wasser kann man sich so schlecht orientieren. Die ganzen kleinen Wellen gaukeln Bewegung vor, wo gar keine ist. War es hier? Oder da hinten? Es war dunkel und das Wasser ist trüb. Warum tue ich das? Warum hierher? Ausgerechnet. Will ich unbedingt geschnappt werden? Was, wenn mich einer sieht? Dumm von mir, mitten am Tag hier rumzutuckern. Ich sollte hier nicht sein, einfach weiterfahren, einfach weiter, immer weiter. Man sieht nichts, das ist doch schon was. Ich komme davon. Ich komme bestimmt davon.
Penelope
Urwaldsaum
Wildnistraum
Gleitend
schweben
mit Fischen reden
Rollen
tauschen
untertauchen
Wasser atmen
Fischen lauschen
erquickend
beglückend
verzückend
slowtiger
“Jürgen!”
“Wat is?”
“Brauchst du noch n Generator?”
“Nee, ich hab einn im Kahn.”
SΛNDRΛ :verified_coffee:
Waterworld
Drei Jahre war es nun her, dass die große Flut das Land bedeckt hatte. Nicht so dramatisch, wie in den Fiction Filmen der 2000er Jahre. Das Wasser war langsam angestiegen, so dass irgendwann niemand mehr einen Fuß auf trockenen Boden setzen konnte. Menschen lebten nun auf Hausbooten und in Stelzenhäusern. Katzen flogen wie Gleithörnchen von Ast zu Ast. Menschen bewegten sich mit Booten durch die Wasserwelt. Wer hätte das gedacht.
Johnny Than
Im Strom der Gezeiten gibt es auch ruhige, fast stille Gewässer. Hier sammelt sich die Zeit.
Aber es gibt Entitäten, die in der zeitlosen Tiefe lauern. Verweile nicht zu lange, sonst weckst du ihren Jagdinstinkt.
Und lass dich nicht vom vermeintlich sicheren Ufer täuschen – die Zeit hat ihre Finger überall, und der Übergang vom ruhigen Gewässer in die kleinteilige, vielfältige Staubwelt kann schnell mehr Zeit kosten, als du hast.
Ruhe kurz, lebe lange.

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