Der verschämte Umgang mit der Schuld der Ahnen, die immer neue Schuld gebiert, ist eine Konstante der deutschen Geschichte. Man will vergessen, verdrängen, und doch bricht sie immer wieder hervor, wie der Eiter aus einer schlecht verheilten Wunde.
In Leilah Lilienruhs Roman In glasgrüner Stille ist es ein tiefer See, der die Schande der Bewohner des Dörfchens Bargelow bedeckt, aber nicht wirklich unter sich begraben hat. In seiner Tiefe lauert die unersättliche Nemesis der Bewohner, die stets neue Opfer fordert. Generation um Generation verstrickt sich tiefer im Netz der Schuld.
Geschichte wird zur Legende und die Legende zur neuen Realität.
Anouk, die letzte ihrer Familie, kann den Schrecken und die Verlogenheit in ihrer Schicksalsgemeinschaft nicht mehr ertragen und beschließt, die Flucht zu ergreifen. Mit ihr erleben wir, was es heißt, selbst zum Teil dessen zu werden, was man verabscheut.
Der Roman ist unheimlich, berührend, geheimnisvoll und spannend. Auch wenn an manchen, eher beschreibenden, Stellen die Sprache etwas holpert, ist sie in den Schlüsselszenen so prägnant und dicht, dass es mir manchmal schwerfiel, die nächste Seite aufzuschlagen, aus Angst und düsterer Vorahnung, was mich dort erwartete. Mehr als einmal liefen mir beim Lesen die Tränen übers Gesicht.
Die Geschichte ist nichts für schwache Nerven, aber eine absolut lohnende und empfehlenswerte Lektüre. Dabei ist sie wirklich originell und verzichtet auf Genre-Klischees oder spielt ironisch mit ihnen.
Ich bin schon sehr gespannt auf Leilahs nächstes Buch
Dieses gibt es hier:
https://www.wortquelle.de/buch-inglasgruenerstille.htm
Die Homepage der Autorin ist
https://www.leilah-lilienruh.de
Ihr Zuhause im Fediversum, wo ich sie als ganz zauberhaften Menschen kennengelernt habe, ist
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