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Wie sich Marktwirtschaft, Soziales und Umweltschutz verbinden lassen

Wir betrachten als Beispiel den Flugverkehr. Ich denke, es ist unstrittig, dass seine Reduktion im allgemeinen Interesse läge.
Dazu gibt es ja viele Ideen: Z.B. über zusätzliche Steuern auf Flüge, was natürlich wieder mal vor allem die Arbeiterklasse trifft, die sich einmal im Jahr oder alle paar Jahre einen Urlaubsflug leistet und besonders Migranten, die auch gerne mal ihre Familie im Ausland besuchen.

Reichen ist das komplett egal und Firmen preisen die erhöhten Kosten für “Geschäftsreisen” einfach in ihre Produkte ein und reichen sie außerdem bei der nächsten Steuerrechnung an den Staat weiter.

Die politische Steuerwirkung von finanziellen Anreizen (hier eher: “Antireizen”) ist fast immer inhärent antisozial.

Wie kann man das also handhaben?

Ein Vorschlag wäre folgender: Jede im Inland ansässige Person, inklusive Obdachlosen, Babys und Greisen erhält einmal im Jahr (“Jahr” ist hier eine Kurzform für “Abrechnungszeitraum”, den ich später genauer erkläre) drei Gutscheine (denke hier: digital) für einen Start von einem inländischen Flughafen.

Diese Gutscheine haben eine Gültigkeit von zwei Jahren (Abrechnungszeiträumen) und können verschenkt, verkauft oder professionell gehandelt werden.

Der Trick zur Reduktion des Flugverkehrs ist folgender: Bei jeder Ausgabe wird der Abrechnungszeitraum (das Jahr) z.B. 5% länger. Also 2025: 365 Tage, 2026: 384 Tage, 2035: 675 Tage usw.

Der Witz bei der Sache ist: Menschen bekommen einen echten finanziellen Anreiz, nicht zu fliegen und ihre Gutscheine zu verkaufen, ohne dass der Staat dafür in die Tasche greifen muss oder auf Steuereinnahmen verzichtet.

“Aber Mina”, höre ich jetzt Umweltaktivist*innen sagen, “das ist doch gar keine Reduktion! Das sind 240 Millionen Abflüge pro Jahr, aber Flugpassagiere gibt es nur 200 Millionen”!

Stimmt, aber das hat zwei Gründe:

  1. Am Anfang soll es auch gar keine Einschränkung sein, damit die Menschen das System akzeptieren und schätzen lernen.
  2. Es braucht einen Überhang, denn man würde auch als Pilot und Privatflieger für jeden Start einen Gutschein brauchen und auch die Fluggesellschaften müssten welche für ihre Passagiere kaufen, die aus dem Ausland kommen und ja auch wieder zurückfliegen wollen, nicht zuletzt auch der Staat für Bundeswehr-, Regierungs- und (leider) Abschiebeflüge. Rettungsdienste könnten ihre Gutscheinkosten vom Staat erstattet bekommen.

Wer setzt den Preis für Gutscheine fest?

Niemand, bzw. Angebot und Nachfrage. Solche mit langer Restlaufzeit werden sicher teurer sein als solche, die morgen ablaufen.
Damit der gewerbliche Handel nicht aus dem Ruder läuft, könnte man bei jedem Übertrag einen Tag von der Gültigkeitsdauer abziehen.

Aber ist das nicht mega unfair, dass ein Flug nach Australien behandelt wird wie einer von Hamburg nach München und ein Flug im Propellerflugzeug wie einer im Jet?

Wenn du da Ungerechtigkeit siehst, dann frage ich dich: Was ist gerecht daran, dass einige Menschen krank und in bitterer Armut und andere gesund und mit dem Silberlöffel im Mund geboren werden? Es gibt kein perfektes System, aber hier hat ein Mensch mit Bürgergeld etwas, das ein Multimillionär für seinen Lebensstil braucht. Ein netter Nebeneffekt wäre auch, dass der Verkaufserlös eines Gutscheins gewiss nicht auf Sozialleistungen angerechnet würde, denn die herrschenden Klassen haben ja ein Interesse daran, dass die Gutscheine auf den Market kommen.

Aber würden dann die Leute nicht einfach von Amsterdam oder Zürich fliegen?

Klar, ein paar würden das machen, das ist aber egal, denn die Anfahrt macht das Fliegen an sich unattraktiver. Zudem: Sollte sich das System bewähren, könnte es bald auch in anderen europäischen Ländern Nachahmer finden.

Was ist denn der Unterschied zum Klimageld, verbunden mit Ökosteuern?

Das Klimageld ist eine super-Sache und sollte ohnehin kommen. Es begrenzt aber nicht den Verbrauch endlicher Ressourcen und schiebt den Steuereffekt wieder auf den Preis, was wieder unsozial ist.

Und was ist mit der Wirtschaft?

Was soll sein? Die paar Gutscheine für Luftfrachtpiloten und für die wirklich notwendigen Geschäftsreisen werden praktisch nicht ins Gewicht fallen.
Klar: Für Fluggesellschaften ist eine Reduktion des Flugverkehrs nicht so schön, aber erstens erfolgt diese langsam und schrittweise, was ihnen Planungssicherheit gibt, andere Branchen müssen auch mit Strukturwandel leben und letztlich ist der Anteil an der Beschäftigung auch nicht besonders hoch.

Aber wenn das so eine gute Idee ist: Warum ist da noch niemand drauf gekommen?

Danke für die Blumen, aber solche Ideen existieren seit Jahrzehnten. Letztlich beruht auch der europäische Emissionshandel auf so einer Idee, nur dass bei diesem die Bürger als Einzelpersonen keinen direkt sichtbaren und fühlbaren Vorteil haben.

Und warum haben wir das noch nicht längst?

Es gibt, auch in linken Kreisen, kein Gefühl dafür, dass die Allmendegüter (hier: eine lebenswerte Umwelt) allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen und dass wer mehr davon verbraucht, die anderen dafür zu entschädigen hat.

Konservativen ist die Idee natürlich ein Graus, dass irgendjemand an etwas ein Anrecht hat, ohne dass dies mit anderen Privilegien, außer, ein Mensch zu sein, zu tun hat.

Ließe sich so ein System nicht auch auf Anderes ausdehnen?

Na klar! Alles ist möglich. Beim Flugverkehr lässt sich das nur relativ einfach erklären und ziemlich unbürokratisch implementieren.

Es bleibt die Frage:

Was sind deine Gedanken dazu?


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